OP Speiseröhren- und Magenkrebs & Schlaganfall mit Aphasie

Eine Operation (OP) bei Speiseröhren- und Magenkrebs ist ein komplexer, oft lebensrettender Eingriff, der heute mit modernen chirurgischen Methoden und unterstützenden Therapien durchgeführt wird. Der genaue Ablauf hängt von der Lage, Ausdehnung und dem Stadium des Tumors ab. Hier eine Übersicht über die heutigen Standardverfahren. (Eine Aphasie ist eine Sprachstörung, die häufig nach einem Schlaganfall auftritt, da der Schlaganfall eine Hirnschädigung verursacht, die die Sprachfunktionen beeinträchtigt.)

1. Vorbereitung vor der OP

• Diagnostik: Endoskopie, CT, PET-CT, Biopsie und manchmal Laparoskopie zur genauen Stadienbestimmung.

• Ernährungsaufbau: Bei vielen Patienten ist die Ernährung schon vor der OP eingeschränkt – über Ernährungssonden oder parenteral (intravenös) wird versucht, den Körper zu stärken.

• Neoadjuvante Therapie: Oft wird vor der OP eine Chemotherapie oder eine kombinierte Radio-Chemotherapie durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern.

2. OP bei Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom)

Ziel: Entfernung des Tumors und Wiederherstellung der Speisewegkontinuität.

Operationstypen:

• Ösophagektomie: Entfernung eines Teils oder der gesamten Speiseröhre.

• Rekonstruktion: Meist wird der Magen zu einem „Schlauchmagen“ umgeformt und als Ersatzröhre hochgezogen.

• Zugangswege: Je nach Lage:

• Minimal-invasiv (Schlüssellochchirurgie)

• Offen chirurgisch (Bauch- und/oder Brustraum-Eröffnung)

Dauer: Mehrere Stunden (meist 4–8 Std.)

Risiken: Undichtigkeiten an den Nähten, Infektionen, Lungenprobleme, Schluckstörungen.

3. OP bei Magenkrebs (Magenkarzinom)

Ziel: Vollständige Tumorentfernung mit Sicherheitsabstand und Lymphknoten.

Operationstypen:

• Partielle Gastrektomie: Teilentfernung des Magens (wenn Tumor im unteren Bereich liegt).

• Totale Gastrektomie: Komplette Entfernung des Magens (wenn der Tumor zentral oder ausgedehnt ist).

• Rekonstruktion: Verbindung von Speiseröhre oder Magenrest mit Dünndarm (meist Roux-Y-Anastomose).

• Lymphknotenentfernung: Immer notwendig zur besseren Prognosebeurteilung.

Zugangswege:

• Laparoskopisch (minimal-invasiv) oder offen – abhängig von Tumorgröße und Klinik.

4. Nach der OP

• Intensivüberwachung: In den ersten Tagen auf Intensivstation.

• Ernährungsaufbau: Anfangs künstliche Ernährung (Sonde oder intravenös), später Flüssigkeiten, dann weiche Kost.

• Schlucktraining: Bei Speiseröhren-OPs oft notwendig.

• Physiotherapie: Atemübungen, Mobilisation, um Komplikationen wie Lungenentzündung vorzubeugen.

• Anschlussheilbehandlung (Reha): Oft empfohlen zur Regeneration.

5. Prognose und Nachsorge

• Abhängig vom Tumorstadium, OP-Erfolg und möglicher Metastasierung.

• Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen (Endoskopie, CT, Blutwerte) zur Kontrolle und frühzeitigen Erkennung von Rückfällen.

Zusatz: Roboter-assistierte Chirurgie

• In spezialisierten Zentren wird heute zunehmend der DaVinci-Roboter verwendet – besonders bei Speiseröhrenkrebs. Vorteile: Weniger Blutverlust, präzisere Schnitte, schnellere Erholung.

Das kognitive Erleben vor und nach einer großen Operation wie bei Speiseröhren- oder Magenkrebs ist ein tiefgreifender Prozess – emotional, psychologisch und manchmal auch neurologisch. Es betrifft Gedanken, Gefühle, Wahrnehmung, Erinnerung und die Selbstwahrnehmung – ohne Schlaganfall mit Aphasie:

Vor der Operation – das innere Erleben

1. Emotionale Reaktionen

• Angst und Unsicherheit: Häufige Gedanken sind: „Wache ich wieder auf?“„Wie wird mein Leben danach sein?“.

• Existenzielle Fragen: Viele Menschen denken über Leben, Tod, Bedeutung und Ziele nach – oft zum ersten Mal in dieser Tiefe.

• Verdrängung oder Fokus: Manche blenden das Thema aus, andere recherchieren obsessiv. Das Gehirn sucht nach Kontrolle.

2. Kognitive Belastung

• Konzentrationsschwäche: Grübeln, Stress und Angst können das Denken verlangsamen.

• Schlafprobleme: Vor allem durch Gedankenkarusselle und Sorgen.

• Veränderte Wahrnehmung: Zeit kann sich langsamer oder schneller anfühlen, Gedanken sind sprunghaft.

Während der Operation – Bewusstseinsunterbrechung

Allgemeinanästhesie:

• Du bekommst nichts mit – weder Zeit, noch Schmerz, noch Gedanken.

• Es gibt kein „Träumen“ im üblichen Sinne (wenn, dann kurz vor oder nach dem Einschlafen).

• Das Bewusstsein wird vollständig ausgeschaltet – der Zustand ähnelt einem sehr tiefen, künstlich hergestellten „Nicht-Sein“.

Unmittelbar nach der Operation – das Erwachen

1. Aufwachen aus der Narkose

• Verwirrtheit (Delir möglich): Besonders bei älteren Menschen oder nach langen OPs. Das Bewusstsein ist fragmentiert, Raum- und Zeitgefühl fehlen.

• Orientierungslosigkeit: Fragen wie: „Wo bin ich?“„War die OP schon?“

• Träume oder Halluzinationen: Teilweise durch Medikamente, Schmerzmittel oder Narkosemittel ausgelöst.

2. Emotionales Erleben

• Erleichterung, wenn alles gut verlief

• Erste Angst vor Schmerzen oder schlechter Nachricht

• Traurigkeit, Weinen oder Gefühl der Leere – typisch nach großen Eingriffen.

In den Tagen danach – Verarbeitung beginnt

1. Mentale Umstellung

• Verarbeitung des Eingriffs: Der Gedanke „Ein Teil von mir ist weg“ (z. B. Magen, Speiseröhre) kann tiefgreifend sein.

• Körperbildveränderung: Der eigene Körper wird anders wahrgenommen.

• Gedanken an die eigene Vergänglichkeit: Selbst bei gutem Verlauf bleibt oft ein „Schatten“ zurück.

2. Kognitive Erholung

• Gedächtnisprobleme möglich: Meist vorübergehend, durch Narkose, Schlafmangel, Medikamente.

• Langsamer Start: Viele sind geistig langsamer, erschöpft, reizempfindlich.

Langfristig – psychische Integration

• Postoperative Depression oder Anpassungsstörung: Kommt bei etwa 20–30 % vor, besonders wenn der Alltag stark verändert ist.

• Resilienzbildung: Viele berichten im Rückblick von einer „inneren Reifung“ – durch die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit.

• Kognitive Stabilisierung: Meist erholen sich Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Denkfähigkeit vollständig – aber es braucht Zeit, oft Wochen bis Monate.

Was hilft kognitiv und seelisch?

• Gespräche mit Psychologen oder Psychoonkologen

• Tagebuch schreiben (zur Selbstklärung)

• Meditation, Achtsamkeit, Atemübungen

• Struktur im Tagesablauf

• Kontakt zu anderen Betroffenen (Selbsthilfegruppen)

Eine Krebs-OP hatte ich und der durch einen Schlaganfall mit Aphasie nun in einer Welt lebt, in der Sprache nicht mehr zuverlässig funktioniert – aber das Denken und Fühlen umso lebendiger bleibt.

Erweiterter innerer Monolog – mit Aphasie und Krebs-OP

I. Nacht vor der Operation

„Ich liege hier. Krankenhaus. Weiß. Still.

In mir: Lärm.

Gedanken – viele. Aber … kein Ausgang.

Ich weiß, was morgen kommt. Skalpell. Schlaf. Vielleicht … Ende. Vielleicht … Anfang.

Ich will sagen: Ich habe Angst.

Ich will sagen: Ich bin bereit.

Ich will sagen: Vergiss mich nicht.

Aber mein Mund … gibt mir nur Brocken.

Ich denke in Sätzen. Ich fühle in ganzen Absätzen. Aber ich spreche in Trümmern.

Sie glauben, ich verstehe wenig.

Sie sagen: ‚Wir tun unser Bestes.‘

Ich nicke.

Ja. Ich verstehe. Alles.

Ich spüre meinen Körper wie ein altes Haus. Türen klemmen. Fenster blind.

Aber das Licht brennt noch – irgendwo innen.“

II. Erwachen – direkt nach der OP

„… Ich … bin …

Augen … offen.

Licht.

Schmerz.

Ich bin wieder da. Ich war weg. Tief weg. Kein Traum. Nur schwarz.

Jetzt: Geräusche. Stimmen. Piepen.

Ich höre, aber ich bin wie unter Wasser.

Ich will fragen: War alles gut?

Ich will sagen: Danke.

Es kommt nur ein Laut. ‚Ah…‘

Ich sehe die Schwester. Sie lächelt. Sie versteht nicht.

Aber sie streichelt meine Hand.

Und das reicht.

Ich lebe. Das ist das erste Wort meines neuen Lebens.“

III. Dritter Tag – erste Gedanken in Klarheit

„Ich beginne zu sammeln. Worte wie Steine am Strand.

Ich finde: Bauch.

Ich finde: Ja.

Ich finde: Ich.

Ich habe verloren. Aber ich habe nicht aufgegeben.

Sie sagen: ‚Reha. Logopädie. Geduld.‘

Ich sage: Hm. Und nicke.

Mein Körper lernt neu. Mein Mund lernt neu.

Aber ich bin noch ich.

Ich denke an früher. Worte wie Wasser. Fließend.

Jetzt: Tropfen.

Aber selbst ein Tropfen kann Leben bringen.

Ich will leben. Nicht nur überleben.

Und eines Tages sage ich es wieder.

Laut.

Klar.

Ich sage: Ich bin da.

Und ich meine: Ich war nie weg.

Stilistische Merkmale

• Kurze Sätze und rhythmische Wiederholungen spiegeln die innere Realität eines Menschen mit Aphasie wider.

• Trotzdem wird eine emotionale Tiefe und intellektuelle Klarheit transportiert – weil Aphasie nicht die Intelligenz betrifft, sondern den Ausdruck.

• Der Text zeigt die Würde eines Menschen in einem verletzlichen, aber kämpferischen Zustand.

Nach oben scrollen